Paradigmenwechsel in der Asphaltverdichtung
Das Unternehmen Hamm hat mit der Entwicklung von Smart Compact Pro einen entscheidenden Innovationsschritt im Bereich der automatisierten Verdichtung vollzogen. Zum ersten Mal weltweit wird die Echtzeit-Dichte als zentrale Kenngröße in die Steuerung des Verdichtungsprozesses integriert. Diese technologische Weiterentwicklung adressiert zentrale Herausforderungen moderner Straßenbauprojekte: die Sicherstellung gleichbleibender Bauqualität, die Einhaltung technischer Richtlinien und die Reduktion kostenintensiver Nacharbeiten.
Vom Erfahrungswert zur datenbasierten Prozessregelung
Traditionell beruhte die Asphaltverdichtung auf einer Kombination aus Erfahrung, Empirie und stichprobenbasierten Qualitätskontrollen. Trotz der zunehmenden Digitalisierung war der tatsächliche Verdichtungszustand während der Baumaßnahme oft nur indirekt erfassbar. Die Einführung des digitalen Verdichtungsassistenten Smart Compact im Jahr 2022 markierte in dieser Hinsicht einen ersten Schritt hin zu einer datenbasierten, adaptiven Prozessregelung.
Das System erfasst dabei kontinuierlich Parameter wie Asphalttemperatur, Steifigkeit und das thermische Verhalten des Mischguts und stimmt die Verdichtungsmodi entsprechend auf die jeweilige Schichtart ab. Für beide Bandagen werden die Kräfte individuell geregelt, was zu einer homogenen Verdichtung führt. Wetterdaten können optional in die Berechnungen einbezogen werden. Mit der Weiterentwicklung zu Smart Compact Pro wird dieses System nun um einen bislang fehlenden, aber zentralen Parameter ergänzt: die Dichte des Asphaltmaterials in Echtzeit.
Echtzeit-Dichtemessung als Schlüssel zur Qualitätssicherung
Mit dem neu entwickelten „Realtime Density Scan“-Sensor wird die dielektrische Leitfähigkeit des Asphaltmischguts gemessen. Diese steht in direktem Zusammenhang mit dem Hohlraumgehalt bzw. der Dichte – zwei maßgeblichen Größen zur Beurteilung der Einbauqualität.
Die Dichte stellt dabei nicht nur einen direkten Indikator für die Tragfähigkeit und Dauerhaftigkeit des Belags dar, sondern bildet auch die Basis für Kontrollprüfungen gemäß behördlicher Vorschriften.
Die Integration der Dichtemessung in Echtzeit erlaubt eine kontinuierliche, punktgenaue Überwachung während des Verdichtungsvorgangs – ohne dass Bohrkernentnahmen in gleichem Umfang wie bisher notwendig wären. Dies reduziert nicht nur den Aufwand für Qualitätssicherung, sondern bietet zudem eine solide Grundlage, um finanzielle Risiken infolge möglicher Abzüge oder Nachbesserungen zu minimieren.
Relevanz für Baupraxis und Auftraggeber
Besonders in einem zunehmend angespannten Arbeitsmarkt bietet Smart Compact Pro auch für weniger erfahrene Maschinenführer eine verlässliche Unterstützung. Durch die automatisierte Anpassung der Verdichtungsparameter in Abhängigkeit von den gemessenen physikalischen Größen wird ein reproduzierbarer Qualitätsstandard erreicht – unabhängig von der Qualifikation des Bedienpersonals.
Für Auftraggeber ergibt sich daraus ein entscheidender Vorteil: eine höhere Planungssicherheit hinsichtlich Bauzeit und Bauqualität sowie eine nachhaltige Reduktion potenzieller Lebenszykluskosten von Verkehrsflächen. Frühzeitige Schäden durch Unterverdichtung, wie Rissbildungen oder Spurrinnen, können so wirksam vermieden werden.
Technische Verfügbarkeit von Smart Compact Pro und Ausblick
Aktuell ist Smart Compact Pro für die Tandemwalzen der Serie HD+ vorgesehen, die den Emissionsstandards EU Stage V bzw. EPA Tier 4f entsprechen. Diese Marktfreigabe bildet die Grundlage für einen sukzessiven Rollout in weiteren Baureihen und Regionen.
Insgesamt stellt die Echtzeit-Dichtemessung in Verbindung mit einer intelligenten, automatisierten Prozessregelung einen zukunftsweisenden Meilenstein in der Qualitätssicherung des Asphaltbaus dar. Die technische Umsetzung zeigt, dass Digitalisierung im Straßenbau weit mehr sein kann als die Sammlung von Messdaten – sie ermöglicht eine echte Prozessintelligenz, die Bauqualität, Wirtschaftlichkeit und Ressourceneffizienz miteinander vereint.