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U-434 – mit Beton auf Tauchgang

Unterwasserbeton sichert den Erhalt von U-434 in Hamburg

Das ehemalige sowjetische Spionage-U-Boot U-434 liegt seit vielen Jahren als Museumsschiff am Hamburger Fischmarkt. Um seine Stabilität und den dauerhaften Erhalt zu sichern, wurde eine spezielle bautechnische Lösung umgesetzt: Die Ballasttanks des Bootes wurden mit Unterwasserbeton verfüllt. Dadurch bleibt das Exponat nicht nur zuverlässig in Position, sondern wird zugleich vor Korrosion geschützt.

U-434, ein U-Boot der Tango-Klasse mit einem Gewicht von rund 4.000 Tonnen, war nach seiner Außerdienststellung in Russland nach Deutschland überführt worden. In einer Hamburger Werft erfolgte eine umfangreiche Demilitarisierung und der Umbau zum Museumsschiff. Seit 2002 ist es öffentlich zugänglich, seit 2010 liegt es am heutigen Standort in St. Pauli.

Der Weg vom Militärgerät zum Museum

Die Überführung von U-434 nach Hamburg war mit erheblichen Hürden verbunden. Christian Angermann, einer der Initiatoren, beschreibt den Erwerb als langwierigen und komplizierten Prozess, der durch umfangreiche Formalitäten und zähe Verhandlungen mit den russischen Behörden geprägt war. Schließlich fiel die Wahl auf die U-434. Der Umbau zum Museum beanspruchte etwa 6.000 Arbeitsstunden, bevor die Anlage 2002 eröffnet werden konnte. Seitdem hat sich das U-Boot zu einem festen Bestandteil des Hamburger Hafenbildes entwickelt. Mit seinem engen Inneren, den erhaltenen technischen Anlagen und der besonderen Atmosphäre vermittelt es den Besuchern einen unmittelbaren Eindruck von der Geschichte des Kalten Krieges.

Unterwasserbeton von Heidelberg Materials sichert Erhalt von U-434 am Hamburger Fischmarkt
Beton schützt, stabilisiert und hält U-434 rostfrei. Dank seiner alkalischen Umgebung zwischen pH 11 und 13 bleibt der Stahl sicher eingebettet und vor Korrosion bewahrt

Unterwasserbeton als dauerhafte Schutzmaßnahme für U-434

Für den langfristigen Erhalt stellte die Stadt Hamburg zusätzliche Anforderungen. So musste verhindert werden, dass das U-Boot bei Sturmfluten aufschwimmt. „Die Heidelberg Materials AG hat uns bereits beim Bau des Besucherzentrums mit dem Beton für die Bodenplatte beliefert und spielt seitdem beim Erhalt des U-Boots eine entscheidende Rolle“, erklärt Christian Angermann. Auf behördliche Anweisung wurde das Boot mit rund 500 Tonnen Ballast gesichert.

Zum Einsatz kam Unterwasserbeton, der über Stutzen in die Ballasttanks gepresst wurde. Dabei musste das Wasser verdrängt und vollständig ersetzt werden, um Frostschäden zu verhindern. „Diese Maßnahme ist notwendig, weil bei jeder Tide über die Austrittsöffnungen Luft in die Tauchtanks eindringt. Der ständige Wechsel zwischen Luft und Wasser führt zu Korrosion und könnte auf Dauer die Struktur des Bootes gefährden“, erläutert Benjamin Zimmermann von Heidelberg Materials Beton, Region Nord-West.

Präziser Betoneinbau in die Ballasttanks

Der Beton wurde mithilfe einer 50-Meter-Pumpe eingebracht. Eine absolut präzise Ausführung war erforderlich, um Hohlräume zu vermeiden. „Beton gammelt nicht und rostet nicht – er schützt, stabilisiert und hält. Dank seiner alkalischen Umgebung zwischen pH 11 und 13 bleibt der Stahl sicher eingebettet und vor Korrosion bewahrt. Mit seiner fließfähigen Konsistenz und hoher Pumpfähigkeit lässt sich der Unterwasserbeton mühelos einbauen – ganz ohne zusätzliche Verdichtung“, ergänzt Andreas Kannenberg, Betontechnologe bei Heidelberg Materials Beton.

Technik trifft Gezeiten

Bis heute haben mehr als zwei Millionen Menschen das U-Boot besucht. Ein besonderes Detail ist dabei die Wirkung der Tide: Bei Ebbe und Flut scheint U-434 abzutauchen und wieder aufzutauchen – ein Effekt, der es zusätzlich zu einem Publikumsmagneten macht. Dass es dabei selbst extremen Wetterlagen standhält, ist nicht zuletzt den baulichen Maßnahmen zu verdanken.
Christian Angermann zieht eine positive Bilanz: „Die Mitarbeiter waren mit Begeisterung dabei und haben die Herausforderungen mit Perfektion gemeistert. Eine Baustelle, auf der bis zum Schluss alle zufrieden waren.“
So bleibt U-434 nicht nur ein historisches Relikt, sondern auch ein Beispiel dafür, wie moderne Baustofftechnik zur Konservierung und Vermittlung technikgeschichtlicher Zeugnisse beitragen kann.

Unterwasserbeton von Heidelberg Materials sichert Erhalt von U-434 am Hamburger Fischmarkt
Mit seiner fließfähigen Konsistenz und hoher Pumpfähigkeit ließ sich der Unterwasserbeton mit Hilfe einer 50-Meter-Betonpumpe mühelos einbauen – ganz ohne zusätzliche Verdichtung

Projekt- und Materialhintergrund

Das Projekt wurde von der U-Bootmuseum Hamburg GmbH am St. Pauli Fischmarkt realisiert. Auftraggeber waren Christian Angermann und Joachim Wagner. Für die Ballastierung kamen rund 250 Kubikmeter Unterwasserbeton der Klasse C20/25 XC3 F5 D8 aus dem Werk Peute von Heidelberg Materials Beton zum Einsatz. In den Jahren 2010 bis 2024 summierte sich die gesamte Liefermenge auf etwa 850 Kubikmeter in unterschiedlichen Festigkeitsklassen von C12/15 bis C40/50, einschließlich des Leichtbetons Poriment.

Der Einbau erfolgte mithilfe von Betonpumpen des Unternehmens, die speziell für diese Arbeiten eingesetzt wurden. Als Bindemittel diente ein CO2-reduzierter Hüttensandzement des Typs CEM III/A 42,5 N (na), evoBuild 50, aus dem Werk Hannover. Die Qualitätssicherung und Überwachung des Betons wurde durch die Betotech Baustofflabor GmbH, Bereich Hamburg, vorgenommen. Mit Abschluss der Maßnahmen im Jahr 2024 gilt das Projekt als erfolgreich abgeschlossen.

Heidelberg Materials in Deutschland

Heidelberg Materials gehört zu den weltweit führenden Baustoffkonzernen und ist in Deutschland mit rund 4.000 Beschäftigten an 177 Standorten vertreten. Das Unternehmen nimmt im Bereich Zement und Transportbeton eine marktführende Stellung ein und ist zudem ein bedeutender Anbieter mineralischer Baustoffe. Seit mehr als 150 Jahren trägt es zur Entwicklung der Bauindustrie bei und beliefert Projekte in Wohnungs-, Verkehrs- und Industriebau. Mit Blick auf Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft verfolgt Heidelberg Materials Strategien zur Reduktion von CO2-Emissionen und entwickelt innovative Baustofflösungen.

Fotos: Heidelberg Materials AG I Sebastian Engels