Elektrisch betriebene Baumaschinen eröffnen neue Optionen

Ein Sany SY19E steht im Mittelpunkt eines Tiefbauvorhabens im nordrhein-westfälischen Marl, das exemplarisch zeigt, wie sich lärmarme und emissionsfreie Bautechnik bereits heute unter realen und technisch anspruchsvollen Bedingungen einsetzen lässt.
Im Auftrag der Gelsenwasser AG realisiert H&W Tiefbau unter der Autobahn A43 zwei Baugruben, durch die später ein großformatiges Stahlbetonrohr hindurchgeführt wird, um eine Wasserleitung aufzunehmen. Die Arbeiten finden in einem Umfeld statt, in dem herkömmliche Dieselmaschinen aus Gründen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes nicht genutzt werden konnten.
Die Entscheidung für einen vollelektrischen Minibagger war daher nicht primär technikgetrieben, sondern eine unmittelbare Reaktion auf sicherheitsrelevante Vorgaben innerhalb der tiefen und räumlich stark begrenzten Baugruben. Dass der Sany SY19E über VIPA-Rent in Düsseldorf kurzfristig verfügbar war, beschleunigte die Umsetzung zusätzlich und ermöglichte eine Fortführung der Arbeiten ohne zeitliche Verzögerung.

Einsatzbedingungen und technische Anforderungen in großer Tiefe
Für den Vortrieb des Stahlbetonrohres waren zwei Gruben zu erstellen, darunter eine Press- und eine Zielbaugrube. Beide sind tief gegründet, eng ausgeführt und nur unter exakten Sicherheitsvorgaben zugänglich. Dieselabgase und Motorlärm hätten die Aufenthaltsbedingungen erheblich beeinträchtigt und eine komplexe Belüftung erforderlich gemacht.
Dominic Ebber, Bauleiter und Teamleiter Kanalbau bei H&W Tiefbau, beschreibt die Ausgangslage aus Sicht des ausführenden Unternehmens: „Wir standen vor dem Problem, dass wir in dieser Tiefe nicht einfach mit einem Dieselbagger arbeiten können. Abgase und Lärm wären ein echtes Sicherheitsrisiko gewesen.“ Eine konventionelle Belüftungslösung hätte den Arbeitsfortschritt verlangsamt, die Mannschaft dauerhaft belastet und den Bauablauf unnötig verkompliziert. „Da fiel die Entscheidung klar auf eine elektrische Maschine.“
Da H&W bislang ausschließlich auf Dieselgeräte gesetzt hatte, war die Anmietung eines geeigneten Elektrobaggers der schnellste Weg, auf die Auflagen zu reagieren. „Uns war klar: Mit Abgasen in einer tiefen Baugrube können wir nicht arbeiten“, so Ebber. Die Kontaktaufnahme zu VIPA-Rent führte zeitnah zu einer Lösung. Der kompakte Minibagger SY19E erwies sich hinsichtlich Emissionsfreiheit, Geräuscharmut und verfügbarer Ladeoptionen als unmittelbar einsetzbar und ließ sich ohne strukturelle Anpassungen in den Baustellenablauf integrieren.

Sany SY19E im praktischen Tiefbaueinsatz
Die erste Inbetriebnahme des elektrischen Minibaggers SY19E in der Baugrube war von Neugier begleitet, nicht zuletzt, weil die Mannschaft bislang ausschließlich mit konventionellen Antrieben gearbeitet hatte. Ebber bilanziert: „Die Kraft der Elektromaschine steht dem Diesel in nichts nach.“
In der Praxis zeigten sich eine feinfühlige Steuerung, ein unmittelbares Ansprechverhalten und ein präzises Manövrieren im engen Spundwandverbau. Ebenso auffällig war der akustische Unterschied zum Dieselbetrieb. Ebber formuliert es so: „Wir stehen in einer 5,5 Meter tiefen Grube und können uns unterhalten, während der Bagger direkt hinter uns arbeitet. Das ist schon beeindruckend. Kein Geschrei, kein Lärm, kein Gestank.“
Im Ergebnis konnte der SY19E sowohl die Täler entlang der Spundwände freilegen als auch die Baugrubensohle herstellen. Diese Tätigkeiten erfordern eine kontrollierte Arbeitsweise, um ungewolltes Materialnachrutschen zu vermeiden und die Standsicherheit während des Vortriebs zu gewährleisten. „Der Bagger eignet sich perfekt für solche Tätigkeiten: feinfühlig, leise und ohne Abgase“, erläutert Ebber.

Zwischenbelastung und Ladeorganisation beim Sany SY19E
Die Energieversorgung galt im Vorfeld als entscheidende Frage, zumal am Rand der Autobahn keine stationäre Starkstromversorgung zur Verfügung stand. Die Lösung erfolgte über einen externen Generator, der außerhalb der Grube platziert wurde. Ebber beschreibt die Umsetzung aus der Sicht des Bedienpersonals: „Und am Ende war es völlig unkompliziert: Stecker rein und gut.“
Der SY19E wurde mit verschiedenen Adaptern ausgeliefert, darunter 16 Ampere, 32 Ampere und Campingstecker. Damit konnte die Maschine flexibel an das vorhandene Versorgungsniveau angepasst werden. „Im Prinzip hätten wir nur eine normale Steckdose gebraucht“, fasst Ebber zusammen.
Bemerkenswert war, dass der Energieverbrauch im laufenden Betrieb nicht zu Einschränkungen im Baufortschritt führte und der elektrische Antrieb ohne Unterbrechung über den gesamten Arbeitstag genutzt werden konnte. Diese Erfahrung trug erheblich zur Akzeptanz der Technik im Team bei: „Wenn man den Bagger nicht hört und trotzdem merkt, wie kraftvoll er arbeitet, dann vergisst man schnell, dass er elektrisch ist.“
Praxisbewertung und technisches Fazit
Nach Abschluss der Arbeiten zieht das Unternehmen ein positives Resümee. „Wir haben hier zwei Baugruben unter der Autobahn hergestellt und auf beiden Seiten hat der Elektrobagger zuverlässig abgeliefert“, so Ebber. In einem Einsatzszenario, in dem Emissionen und Lärm zwingend zu vermeiden waren, konnte der elektrische Minibagger SY19E seine Leistungsfähigkeit ohne Einschränkungen unter Beweis stellen.
Ebber beschreibt es abschließend mit deutlichen Worten: „Wenn man einmal damit gearbeitet hat, merkt man schnell: Elektro ist nicht die Zukunft. Das ist schon heute absolut praxistauglich.“ Der Einsatz in Marl zeigt damit, dass elektrische Baumaschinen unter realen Arbeitsbedingungen zu einer belastbaren Alternative gegenüber dieselbetriebenen Geräten werden, wenn sicherheits- und emissionsseitige Anforderungen im Vordergrund stehen.
Unternehmenskontexte und Marktumfeld
Die Putzmeister Gruppe mit Sitz in Aichtal entwickelt und produziert seit Jahrzehnten Technologien für Betonförderung, Tunnelbau, Mörtel- und Verputztechnik sowie komplexe Sonderanwendungen. Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete das Unternehmen mit mehr als 4.000 Mitarbeitern rund eine Milliarde Euro Umsatz.
Seit dem 1. November 2024 verantwortet Putzmeister in der DACH-Region die vollständige Vermarktung der Sany Baumaschinen-Produkte. Dieser Schritt folgt einer globalen Expansionsstrategie, die bereits zuvor in der Türkei, in Australien und auf der Iberischen Halbinsel umgesetzt wurde. Sany Heavy Industry, gegründet 1989 in Changsha, gehört zu den größten Baumaschinenherstellern weltweit. Die Unternehmensgruppe erzielte im Jahr 2024 mit rund 60.000 Mitarbeitern und einem breiten Produktportfolio einen Umsatz von etwa 17,9 Milliarden Euro.
Fotos: Sany




