Motec Lastsichtsystem – visuelle Intelligenz am Haken

Digitale Kamerasysteme wie das von Motec vorgestellte Lastsichtsystem tragen wesentlich zur Erhöhung von Sicherheit, Effizienz und Flexibilität im Kranbetrieb bei. Der zunehmende Einsatz solcher Systeme verändert die Arbeitsweise auf Baustellen grundlegend. Insbesondere bei komplexen Hebevorgängen unter eingeschränkten Sichtverhältnissen stellen moderne visuelle Assistenzsysteme eine wichtige Unterstützung für Kranführer dar. Die Integration von digitalen Komponenten und KI-gestützten Funktionen schafft neue Möglichkeiten, um Sicherheit, Präzision und Bedienkomfort im Kraneinsatz nachhaltig zu verbessern.
Sichtunterstützung bei anspruchsvollen Hebevorgängen
In modernen Bauprojekten, insbesondere im innerstädtischen Raum, müssen Kranführer tonnenschwere Bauteile häufig über Hindernisse hinweg und außerhalb ihres direkten Sichtfeldes bewegen. Eine präzise und sichere Steuerung ist in solchen Situationen nur möglich, wenn verlässliche optische Assistenzsysteme zum Einsatz kommen. Kamerasysteme, die an der Spitze des Kranauslegers installiert sind, erweitern den Sichtbereich des Bedienpersonals erheblich und ermöglichen eine genaue Positionierung der Last – auch bei stark eingeschränkter Sicht.
Risiken durch ungesicherte Bildübertragung
Die Zuverlässigkeit eines Kamerasystems hängt wesentlich von der Stabilität der Signalübertragung und der Qualität des Bildmaterials ab. Kommt es hier zu Ausfällen, Latenzen oder gar Verwechslungen der Empfänger, kann das erhebliche sicherheitstechnische Konsequenzen nach sich ziehen. Besonders auf Baustellen mit mehreren Kranen kann eine fehlerhafte Zuordnung von Bilddaten zu kritischen Situationen führen. Wenn etwa ein Bediener das Kamerabild eines benachbarten Krans erhält, steigt das Risiko von Unfällen erheblich – vor allem dann, wenn sich Personen im Arbeitsbereich befinden.
Digitale Lösung mit gesicherter Übertragung
Das von Motec entwickelte digitale Lastsichtsystem adressiert diese Problematik mit einem durchgängig digitalen Systemdesign. Herzstück ist die Motorzoomkamera MCDE5200, die zusammen mit einem digitalen WLAN-Modul arbeitet. Dieses verwendet den WPA2-Verschlüsselungsstandard, um eine sichere und eindeutig zuordenbare Signalübertragung zu gewährleisten. „Mit unseren WLAN-Modulen ist die Signalübermittlung mittels WPA2-Standard gesichert. Dadurch ist die korrekte Übertragung an den richtigen Empfänger und gleichzeitig größtmöglicher Manipulationsschutz gewährleistet“, erklärt Twan Pelders, Director of Business Development bei Motec.
Modulares System für OEM und Maschinenhersteller
Motec stellt als einziger Anbieter ein vollständig digitales Assistenzsystem für Krane zur Verfügung – inklusive Kamera, Kommunikations- und Steuerungseinheiten sowie Displaylösungen. Die Komponenten sind über Ethernet vernetzt und damit nicht nur updatefähig, sondern auch modular konfigurierbar. Dank Power-over-Ethernet (PoE) lassen sie sich einfach integrieren. Die Kamera MCDE5200 liefert mit Full-HD-Auflösung und bis zu 60 Bildern pro Sekunde ein hochqualitatives Bild. Ein zusätzlicher Digitalzoom erweitert die Einsatzmöglichkeiten.
Diese Offenheit im Systemdesign bietet OEMs ein hohes Maß an Flexibilität: Auch wenn derzeit keine kamerabasierten Assistenzfunktionen implementiert werden, erlaubt das Motec System eine spätere Nachrüstung per Software-Update. So bleibt die Maschine technisch aktuell und langfristig wettbewerbsfähig.
KI-Funktionalität für präventive Sicherheit
Ein wesentlicher Fortschritt ergibt sich durch die Möglichkeit, KI-basierte Softwarelösungen in das System zu integrieren. So können Gefahrenbereiche intelligent überwacht werden: Ein Algorithmus unterscheidet anhand von Farben von Helmen oder Schutzkleidung zwischen autorisierten und unautorisierten Personen im Arbeitsbereich. Fehlalarme werden so vermieden, der Bediener wird nur bei tatsächlichem Risiko gewarnt.
Zusätzlich kann die Kamera in einer Datenfusion mit den Maschinensteuerungen eingesetzt werden. Die dabei gewonnenen Informationen ermöglichen eine Plausibilitätsprüfung von Systemdaten und tragen so zur Absicherung von automatisierten Funktionen bei.
BIM-Kompatibilität und Prozessintegration
Für die Integration in Building-Information-Modeling-Prozesse (BIM) ist das System in der Lage, QR-Codes auf Bauteilen auszulesen. Damit wird der jeweilige Bauteil automatisch identifiziert und mit seinem Zielort abgeglichen. Dies optimiert sowohl die logistischen Abläufe auf der Baustelle als auch die Nachverfolgbarkeit im Projekt.
Vorbereitung auf zukünftige Anforderungen
Die Systemarchitektur ist auf künftige technologische Entwicklungen vorbereitet. In naher Zukunft soll das System Gigabit-Ethernet unterstützen. Dadurch können bis zu zwölf Full-HD-Videosignale nahezu latenzfrei übertragen werden – ein wichtiger Schritt in Richtung umfassender, datenintensiver Assistenzsysteme.
Eine Schlüsselrolle spielt hierbei das neue, frei programmierbare Display MDDE3124. Mit 12,3 Zoll Bildschirmdiagonale, integrierter Recheneinheit und Optimierung für Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) können beispielsweise KI-Algorithmen zur Personenerkennung direkt auf dem Gerät ausgeführt werden. Eine externe Video-Processing-Einheit ist nicht mehr notwendig. Das Display lässt sich auch vertikal nutzen und kann bis zu sechs Kameraansichten gleichzeitig darstellen, ohne die Sicht des Bedieners zu beeinträchtigen.
Perspektiven für erweiterte HMI-Konzepte
Durch die vollständige Digitalisierung des Systems eröffnen sich auch neue Möglichkeiten für innovative Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMI). So könnten zukünftige Entwicklungen VR-Brillen integrieren, über die dem Maschinenführer relevante Informationen direkt in sein Sichtfeld eingeblendet werden. Derartige Lösungen würden das ergonomische Potenzial digitaler Systeme nochmals deutlich steigern.
Twan Pelders zieht ein Fazit: „Unser digitales Krankamerasystem erschließt Maschinenherstellern eine Vielzahl von Optionen, die analoge Kamerasysteme nicht bieten können. Gerade die optimierte Prozesssicherheit durch die verbesserte Bildqualität und den sicheren Übertragungsstandard erschließen Maschinenbetreibern und Kranführern Benefits, die sie im Alltag sofort spüren. Die Möglichkeit, Updates und zusätzliche Software zu integrieren, gibt zudem eine erhöhte Investitionssicherheit. Krane mit digitalen Assistenzsystemen haben eine deutlich höhere Effizienz.“
Über Motec und Ametek
Die Motec GmbH mit Sitz in Deutschland entwickelt und produziert robuste, anwendungsspezifische Sensorsysteme und Softwarelösungen für kamerabasierte Fahrerassistenzsysteme. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz in Nutzfahrzeugen sowie mobilen Arbeitsmaschinen unter anspruchsvollen Umweltbedingungen.
Seit 2018 gehört Motec zur Ametek, Inc., einem global tätigen Anbieter von elektronischen Instrumenten und elektromechanischen Geräten. Ametek ist in zahlreichen spezialisierten Industrie- und Technologiemärkten aktiv und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über sieben Milliarden US-Dollar. Durch die Zugehörigkeit zum Ametek Konzern profitiert Motec von einem internationalen Netzwerk, technologischer Expertise und erweiterten Entwicklungskapazitäten.