You are currently viewing Ein Japaner in Bayern
Reichweite satt: Der Kobelco SK 850 LC reicht bis zu zwölf Meter in die Höhe

Ein Japaner in Bayern

Die Karl-Gruppe aus Bayern ist spezialisiert auf den Rückbau großer Industrie­komplexe. Derlei Arbeiten sind in der Regel nur durch den Einsatz von Großgerät zu stemmen. Deswegen haben sich die Bayern nun mit dem Kobelco SK 850 LC zusätzliche schlagkräftige Unterstützung gesucht

Vor fast 150 Jahren begann am Mühlbach in Dachau die Produktion der München-Dachauer Papierfabriken, die sich in den Folgejahrzehnten zu einem der größten Papierproduzenten in Deutschland entwickelten. Im Sommer 2007 gingen an dem Standort die Lichter aus. Seither dämmerte das mitten in der Stadt gelegene Areal einer besseren Zukunft entgegen.

Nun wird die Industriebrache bis auf einige, noch aus der Entstehungszeit des Werks stammende denkmalgeschützte Gebäude, rückgebaut. Eigentümer und Projektentwickler Isaria Wohnbau baut hier nach dem Willen der Stadt ein neues Wohnquartier für rund 2.000 Dachauer mit insgesamt 905 Wohneinheiten und rund 68.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche.

Tabula rasa – Raum schaffen für Neues

Auf dem mitten in der Stadt gelegenen Areal der München-Dachauer Papierfabrik soll künftig Wohnraum für 2.000 Dachauer entstehen

Seit September läuft auf dem 17 Hektar großen Gelände einstweilen der Abbruch der bisherigen Bebauung. Den Auftrag erhielt die in Passau ansässige Karl-­Gruppe. Das Unternehmen mit rund 400 Mitar­beitern hat vie Erfahrung mit dem Rückbau von Industriekomplexen. Karl stellte ein 40 Mann starkes Team für die Entkernung zahlreicher Gebäude samt Schadstoffentsorgung sowie für die aufwändige Asbestsanierung des zum dem Komplex gehörenden Heizkraftwerks ab.

Anschließend schlug die Stunde der Abbruchscheren. Um die auf April 2021 terminierte Deadline hinsichtlich der Abtragung der Gebäude inklusive des vollständigen Rückbaus sämtlicher Fundamente zu gewährleisten, ließ Karl auf der Baustelle schweres Gerät auf­fahren. Abgesehen von einem in erster Linie für den Abbruch des Heizkraftwerks vorgesehenen Liebherr R974C VH-HD Longfront mit 132 Tonnen Einsatzge­wicht und 43-Meter-Ausleger liegt die Hauptlast der Arbeiten bei zwei weiteren Schwergewichten.

Ein Typ fürs Grobe

Die gewaltige Maschine arbeitet sich durch das Tragwerk der ehemaligen Halle

Eines von ihnen ist der nagelneue Kobelco SK 850 LC, das Top-Modell bei den Japanern mit einem Einsatzgewicht von 85 Tonnen und geradezu unglaublichen Brachialkräften. Zum Einsatz kommen soll er bei Karl daher vor allem dort, wo Erdbewegungsarbeiten im großen Maßstabe anstehen, oder eben auf großen Abbruchbaustellen. Wie auf der aktuellen Baustelle in Dachau, wo sich der SK 850 LC schwerpunktmäßig mit Aufgaben im Primär-Abbruch konfrontiert sieht.

Bauten wie der Kalandersaal oder die Maschinenhalle, welche die Maschine dank ihrer maximalen Arbeits­höhe von über zwölf Metern spielend erreicht, kann der SK 850 LC so direkt zu Leibe rücken. Für die effiziente Abarbeitung von derlei Aufgaben hat sich bei Karl eine fein abgestimmte Teamarbeit etabliert. Dabei erledigt der japanische Kraftmeier die grobe Vorarbeit, während zwei ihm zugeordnete sehr viel kleinere Bagger mit ihren Pulverisierern die Trennung der herausgebrochenen Trümmer in Armierungseisen und Beton erledigen. Der danach übrigbleibende Bauschutt wird anschließend gleich vor Ort gebrochen und entsorgt.

Der Kobelco SK 850 LC mit Atlas Copco CC7000 Betonschere

Den SK 850 LC trifft man auf der Baustelle aufgrund der Aufgabenverteilung insofern standardmäßig mit der CC7000-Betonschere von Atlas Copco an. Dieses mehr als sieben Tonnen schwere Biest entwickelt an der Backenspitze eine Schneidkraft von 830 Tonnen und arbeitet sich durch die in Beton ausgeführte Tragwerkskonstruktion der Hallen, als wären diese aus Butter. Abgesehen vom Eigengewicht, dessen Handling nur einem entsprechend gewichtigen Sparringspartner gelingen kann, verlangt ein derart energisches Vorgehen des Anbaugeräts allerdings auch nach einem Trägergerät mit enorme Kräften. Ein Ölstrom von 450 bis 550 Litern darf es da schon gern sein und das bitteschön bei einem Betriebsdruck von 350 Bar.

Kaum weniger anspruchsvoll das zweite Anbaugerät, mit dem der SK850 LC bisweilen auf besonders hartnäckige Doppel-T-Träger und andere Stahlbauteile losgelassen wird. Die Genesis-GXT-665R-Stahlschere genehmigt sich bei der Arbeit bis zu 590 Liter Öl in der Minute. Der SK 850 LC wird mit derlei Leistungsanforderungen spielend fertig.

Mit einer Genesis-GXT-665R-Stahlschere arbeitet sich der 85-Tonner durch widerspenstigen Stahlschrott

Leistungsträger auf der Baustelle

Seine beiden Hauptpumpen stemmen ein Fördervo­lumen von 2×504 Litern in der Minute. Gepaart mit einem Standard-Tieflöffel liegt seine maximale Losbrechkraft bei 432 Kilonewton, die Reißkraft erreicht einen Wert von maximal 351 Kilonewton. Hinter dieser gewaltigen Kraftentfaltung steht ein Hino-13 Liter-Sechszylinder mit einer Leistung von 380 Kilowatt/517 PS. Dennoch erweist sich das Aggregat als ausgesprochen sparsam. Franz Bartik, der an diesem Dienstag an den Joysticks der Maschine sitzt, versichert, dass er bei der Arbeit mit der Betonschere auf einen Verbrauch von kaum mehr als 40 Litern in der Stunde komme. “Das ist erstaunlich wenig für eine derart große Maschine.“ Wenn der Kobelco, so wie es derzeit aussehe, dauerhaft auf eine monatliche Stundenleistung von 200 bis 250 Stunden zusteuere, dann schlage sich das, so ist er sich sicher, in den Betriebskosten deutlich nieder.

Die geräumige Kabine des Kobelco SK 850 LC bietet alle Annehmlichkeiten

Überhaupt zeigt sich Bartik sichtlich zufrieden mit seinem neuen Arbeitsgerät. Geräumige Kabine, Klimaanlage, Zugänglichkeit von Wartungspunkten – alles so, wie man es bei Kobelco gewohnt sei. Die Japaner böten eben beste Qualität und ein durchdachtes Betriebs- und Wartungskonzept.

Neben den bei einer Investition in dieser Größen­ordnung wirklich selbstverständlichen Komfort­merkmalen komme für ihn aber noch ein wirkliches Highlight dazu: Da die Maschine in seinem Unternehmen zu einem beträchtlichen Teil im Abbruch zum Einsatz kommen sollte, ließ die Karl-Gruppe die Originalkabine von den Spezialisten des Kobelco-Händlers nämlich mit einem Kippmechanismus ausstatten. „Das erspart dir, dass du am Abend mit Genick­starre herumläufst.“

Der Kobelco SK 850 LC arbeitet sich mit der Atlas-Copco-CC7000-Betonschere durch die Decke des Gebäudes

Sehnsüchtig erwartet

Seit etwa drei Wochen zählt der SK 850 LC zum Einsatzbestand bei Karl. Er ist beileibe nicht der einzige Kobelco im Unternehmen. Mehr als 30 Bagger der Marke mit Einsatzgewichten zwischen 1,7 und nunmehr 85 Tonnen stellen sich im Unternehmen täglich neuen Herausforderungen. Das spricht für eine hohe Zufriedenheit mit Kobelco. Bislang jedoch hatte der langjährige Kobelco Vertriebspartner EMB Baumaschinen in den oberen Leistungsklassen kein Modell in der typisch mintgrünen Lackierung im Angebot. Im Hinblick auf Großbagger sah man sich bei Karl daher bislang gezwungen, auf andere Hersteller auszuweichen.

Als dann das Management vor einiger Zeit Überlegungen anstellte, den Maschinenpark um einen weiteren Großbagger zu erweitern, erfuhr man von EMB, dass in Kürze auch die großen Modelle der Stammmarke in Deutschland verfügbar sein würden. Daraufhin war schnell klar, dass der Neue ein Kobelco würde. Der von der Karl-Gruppe erworbene SK850 LC ist somit der erste Vertreter von Kobelcos Topmodell auf Deutschem Boden. Die Bayern würden diese Entscheidung in jedem Fall wieder so treffen. Der SK 850 LC werde den Erwartungen in jeder Form gerecht und laufe ohne Probleme.

Vom Spezialisten Hino stammt der leistungsstarke 13-Liter-
Sechszylinder, der dem SK 850 LC seine Bärenkräfte verleiht