Bewährte Technik für besondere Fälle
Interdisziplinäres Denken führt gelegentlich zu Ergebnissen, die abseits herkömmlicher Routinen liegen. Genau dies lässt sich im praktischen Einsatz eines Arjes Compaktor 300 Langsamläufers beobachten, der ursprünglich für Recyclingzwecke konstruiert wurde, nun jedoch im landwirtschaftlichen Umfeld überzeugende Resultate zeigt. Bereits im einleitenden Praxisbeispiel wird deutlich, dass der Compaktor 300 seine konstruktiven Stärken nicht ausschließlich im Umgang mit Bauschutt oder mineralischen Reststoffen ausspielen muss. Vielmehr eröffnet sich ein ungewöhnliches Einsatzfeld, das selbst für erfahrene Branchenakteure bemerkenswerte Perspektiven bereithält.

Interdisziplinärer Lösungsansatz im agrarischen Umfeld
Der Ausgangspunkt des Projekts liegt im systematischen Umgang mit Pferdemist und landwirtschaftlichen Nebenstoffen. Die Moerschen Mobile Aufbereitung GmbH aus Willich wurde mit dem Arjes Compaktor 300 mit einer Aufgabenstellung konfrontiert, die aus recylingtechnischer Sicht zunächst ungewöhnlich erscheint. Dennoch zeigt sich, dass moderne Aufbereitungstechnik in der Lage ist, Anwendungsgrenzen zu verschieben. Die Feststellung „Es gibt kein Problem, für das es nicht die passende Maschinenlösung gibt“ erhält in diesem Zusammenhang konkrete Bedeutung, weil sich zeigt, wie ein an sich branchenfremdes Gerät wie der Compaktor 300 durchaus eine technische Schlüsselrolle einnehmen kann.
Nachhaltige Aufbereitung heterogener Biomassen
Markus Wipperfürth, landwirtschaftlicher Lohnunternehmer in Pulheim, betreut auf seinem bekannten Pferdehof mehr als 350 Tiere. Damit entsteht jährlich ein Volumen von über 5.000 Tonnen Pferdemist, der nicht entsorgt, sondern im Sinne eines nachhaltigen Stoffstroms verwertet werden soll. Gleichzeitig fallen beim Lohnunternehmen unterschiedliche Restsubstanzen an, die technisch betrachtet heterogen sind und in ihrer Mischung nur schwer in standardisierte Verwertungsprozesse integrierbar erscheinen. Um eine nachhaltige Lösung zu implementieren, entschied sich Wipperfürth zum Kauf einer benachbarten Biogasanlage. Er verfolgte damit die Strategie, die Wertschöpfungskette nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch zu schließen.
Mit der Übernahme stand fest, dass die Bestandsanlage eine optimierte Beschickung benötigt, um wirtschaftlich betrieben werden zu können. Die heterogenen Ausgangsmaterialien sollten bereits vor Eintritt in den Fermentationsprozess strukturell so vorbereitet werden, dass eine maximale Vergärbarkeit erreicht wird. Insbesondere die Mischung aus Pferdemist, Silageballen und weiteren landwirtschaftlichen Reststoffen stellte hohe Anforderungen an die Vorzerkleinerung. In dieser Konstellation ging es nicht um den Umgang mit besonders harten Materialien, sondern um die kontrollierte Aufbereitung faseriger und teilweise feuchter Biomassen.

Entscheidung für die Maschinentechnik
Die Suche nach einem geeigneten Zerkleinerungssystem führte Wipperfürth eher zufällig zur Technik von Arjes. „Zufällig sah ich mal ein Video zum Arjes Compaktor 300 und war echt beeindruckt. Da konnte man ein ganzes Auto reinwerfen und der Langsamläufer zog das dann nach und nach durch die Walzen mit kontinuierlicher Drehzahl, bis alles zerkleinert war.“ Die beobachtete Robustheit und das Funktionsprinzip eines kontinuierlich arbeitenden Walzensystems ließen den Schluss zu, dass auch schwierige Biomassen verarbeitet werden können. Die Hoffnung war, ein rein für Recyclingzwecke entwickeltes System in die Landwirtschaft überführen zu können, ohne dass umfangreiche technische Modifikationen erforderlich wären.
An dieser Stelle trat die Moerschen Mobile Aufbereitung GmbH in die Überlegungen ein. Geschäftsführer Sven Brookshaw erinnert sich: „Auch wenn wir mit einem solchen Einsatzszenario noch nicht konfrontiert waren, scheuten wir uns nicht, gemeinsam mit Markus Wipperfürth über den Tellerrand zu blicken.“ Ausschlaggebend war, dass Moerschen in der Lage ist, eine Testmaschine unter realen Bedingungen zur Verfügung zu stellen und die Versuche technisch zu begleiten. Diese Möglichkeit erweist sich immer wieder als entscheidendes Element einer fundierten Entscheidung, weil sowohl Materialeigenschaften als auch prozesstechnische Abläufe erst unter realen Bedingungen valide bewertet werden können.
Compaktor 300 im Materialversuch
Mit dem begleitenden Testeinsatz wurde rasch sichtbar, dass sich die Anlage konstruktiv sehr gut auf die Aufgabenstellung übertragen lässt. Qualität und Quantität entwickelten sich parallel und entsprachen bereits zu Beginn den Vorstellungen. Im Materialdurchsatz wurden im Testbetrieb mit dem Compaktor 300 Werte über 40 Tonnen pro Stunde erreicht. Dieser Wert wirkt zunächst moderat, erhält aber eine andere Dimension, wenn man die spezifische Dichte von Pferdemist und Silage berücksichtigt, die weniger als die Hälfte typischer mineralischer Fraktionen aufweisen.
Überraschend unkompliziert gestaltete sich die Materialbeschickung, obwohl die vorhandene Technik nicht für den Einsatz mit der Testanlage ausgelegt war. „Die Schaufel unseres Teleskopladers ist unangemessen groß“, erläutert Wipperfürth. Dennoch konnte der Einfülltrichter vollständig beladen werden, ohne dass es zu baustellenüblichen Stauungen kam. Der Compaktor 300 arbeitete sich kontinuierlich und verstopfungsfrei durch die Mischmaterialien.

Technische Flexibilität jenseits etablierter Anwendungsfelder
Sven Brookshaw kommentiert die Situation mit einem Hinweis auf die eigene Vertriebsphilosophie: „Das Projekt zeigt, dass wir bei der Vermarktung / Kundenbetreuung keine Scheuklappen aufhaben,“ und fügt hinzu: „Im Ernst, auch wir waren überrascht, in welche Nische die von uns vorgehaltene Technik so erfolgreich Einzug finden kann.“ Vor dem Hintergrund vieler industrieller Anwendungen innerhalb der Bereiche Müll, Schrott oder mineralischer Stoffe bezeichnet Brookshaw die aktuelle Erfahrung als eine wichtige Erweiterung des bisherigen Spektrums: „Bei Müll, Schrott oder Mineralik gibt es schon heute kaum eine Recyclinganwendung, mit der wir nicht schon Berührungspunkte hatten und bei der sich eine Arjes Maschine bewährt hat, aber hier zeigt sich eindrucksvoll, das dabei die Grenzen noch nicht ausgelotet sind.“
Zwischenfazit zum Compaktor 300
Mit Blick auf den Maschinenpark entsteht ein weiterer, eher betriebswirtschaftlicher Aspekt. Häufig sind es enge Platzverhältnisse, die zur Wahl kompakter Maschinen führen. Im vorliegenden Fall spielt die Größe des Geräts jedoch eine andere Rolle. Für die Anforderungen des landwirtschaftlichen Betriebs ergibt sich das Einstiegsmodell als technisch ausreichende und betriebswirtschaftlich praktikable Lösung. Das Verhältnis von Investitionshöhe und erzielbarem Nutzen erweist sich als günstig und ermöglicht zugleich eine nachhaltige Bewirtschaftung des Gesamtsystems Biogasanlage.
Unternehmenshintergrund
Die Moerschen Mobile Aufbereitung GmbH ist seit 2018 ein eigenständiger Teil der traditionsreichen Moerschen Unternehmensgruppe in Willich-Anrath. Das Stammunternehmen wurde bereits 1842 gegründet und befindet sich heute in vierter Generation in Familienhand. Der Geschäftsbereich Mobile Aufbereitung konzentriert sich auf den Vertrieb und die Vermietung mobiler Siebmaschinen, Brecher und Fördertechnik für mineralische Rohstoffe und die Recyclingindustrie. Ergänzend dazu werden Premiumzerkleinerer von Arjes, Anbaugeräte von VTN Europe sowie eigene Maschinenentwicklungen angeboten, wodurch sich ein breites Portfolio für anspruchsvolle Anwendungen ergibt.
Fotos: Moerschen




