Fachmesse in Karlsruhe überzeugt mit hoher Besucherqualität und klaren Impulsen an die Politik
Trotz weiterhin schwankender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zeigte sich die Stimmung auf der diesjährigen RecyclingAKTIV & TiefbauLIVE (RATL) in Karlsruhe bemerkenswert positiv. Während das von der Bundesregierung geplante Sondervermögen für Infrastruktur bislang kaum Wirkung entfaltet, prognostiziert das ifo-Institut für 2026 ein Wachstum des Tiefbaus um rund sieben Prozent. Entsprechend groß war die Erwartungshaltung der Branche.
Die Demonstrationsmesse für Bau, Abbruch und Recycling verzeichnete über drei Tage hinweg eine konstante Besucherfrequenz. In den Hallen dominierten Themen rund um digitale Technik und Service, während auf dem erweiterten Freigelände – dem Peter-Gross-Bau-Areal – Maschinen und Verfahren in realitätsnahen Demonstrationen präsentiert wurden.
Fachpublikum prägt das Messegeschehen
Der Anteil der Fachbesucher erreichte 2025 einen neuen Höchstwert und überschritt erstmals die 90-Prozent-Marke. Viele Aussteller berichteten von konkreten Investitionsvorhaben und vorbereiteten Kaufabschlüssen. Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, ausschließlich die RATL zu besuchen, was den Stellenwert der Veranstaltung als spezialisierte Branchenplattform unterstreicht.
Ebenfalls zum ersten Mal zählte die Messe Besucher aus 34 Ländern. Sie war zugleich Zielpunkt einer internationalen Delegationsreise der UNIDO aus Afrika, dem Nahen Osten und Indien. Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe, betonte: „Die RATL hat mit einem bislang nicht da gewesenen breiten Produktprogramm und beeindruckender Sortimentstiefe mit einem gestiegenen Live-Anteil bei den Messeständen ein starkes Signal gesetzt: Industrie, Handel und Handwerk sind bereit für die Herausforderungen von morgen. Was die Unternehmen jetzt brauchen, sind verlässliche Rahmenbedingungen und mehr Planbarkeit. Die Technik ist da – das haben die Ausstellenden eindrucksvoll gezeigt. Jetzt liegt es an der Politik, den Weg freizumachen. Unsere Messe ist dabei Motor für Investitionen und schafft konkrete Impulse für die Zukunft.“
RATL 2025 als Plattform für politische Forderungen
Der Messebeirat der RATL nutzte die Gelegenheit, ein Positionspapier mit zentralen Forderungen an die Politik zu veröffentlichen. Darin fordern die beteiligten Fachverbände unter anderem eine Entbürokratisierung im Zusammenhang mit Sondervermögen und Vergabeverfahren, eine Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft sowie Anpassungen im Arbeitszeitgesetz und bei Regelungen zu Schwertransporten.
Branchenvertreter fordern mehr Fachkompetenz und Planungssicherheit
Dieter Schnittjer, Vorstandsmitglied des Verbandes der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM), erklärte: „Die Fachmesse RecyclingAKTIV & TiefbauLIVE und die damit verbundene mediale Aufmerksamkeit nutzen wir, um uns mit starker Stimme an die Bundes- und Landespolitik zu wenden. Denn eine Vielzahl gesetzlicher Regelungen, behördlicher Anordnungen als auch mangelndes Fachwissen in Behörden und Verwaltungen zum ‚Stand der Technik‘ erschweren die Planungssicherheit für technische und personelle Entwicklungen unserer Mitgliedsunternehmen. Sie schränken Effizienz und Innovation im Bauprozess ein.
Die Abbruch-, Recycling- und Baubranche benötigen für die Umsetzung der größten Bauinvestitionen unserer Geschichte nicht einzelne Fachleute in Bauverwaltungen, sondern auf allen Entscheidungsebenen eine Kompetenz auf Augenhöhe. Die RATL ist die ideale Weiterbildungsplattform, leider fehlten Vertreter aus Bauämtern und Ausschreibungsstellen. Wir brauchen einen Zukunftspakt mit nachhaltigem Engagement auf beiden Seiten.“
Unternehmen sehen Messe als praxisnahe Präsentationsplattform
Auch von Unternehmensseite wurden ähnliche Einschätzungen geäußert. Gudrun Bailly von der Ammann Verdichtung GmbH sagte: „In der Branche unserer Kunden war es ein belebtes Jahr, aber auch mit einiger Unsicherheit über die versprochenen Investitionen in Infrastruktur.
Unsere Kunden fragen sich, wo denn die Projekte für die halbe Billion Euro sind. Insgesamt sind wir mit diesem Jahr aber zufrieden. Der Auftragseingang ist höher als früher, einen Impuls hat unter anderem der Ausbau des Glasfasernetzes gebracht.
Wir sind schon seit vielen Jahren als Aussteller auf der RATL vertreten. Die Messe ist für uns eine ideale Bühne, moderne kompakte Verdichtungstechnik in verschiedenen Szenarien zu zeigen. Wir sind mit unseren Maschinen und Geräten auf gleich drei Demoformaten vertreten – und dies vor einem wirklich interessierten Publikum. Schön also, dass die Messe mit jeder Ausgabe wächst, aber immer noch überschaubar und bezahlbar bleibt.“
Fachliche Nähe und Netzwerkpflege
Neben zahlreichen Stammgästen konnte die RATL 2025 auch viele neue Besucher begrüßen. Das Fachpublikum zeigte sich insgesamt sehr zufrieden. Toni Winter, Bereichsleiter der Firma SBR, erklärte: „Wir sind mobiler Brech-Dienstleister und sind mit 20 Brechanlagen bundesweit unterwegs. Ich bin schwerpunktmäßig im Recycling tätig und hier auf der RATL ist auf jeden Fall Qualität da. Was ich an der Messe vor allem schätze, ist, dass man das Netzwerk sehr gut pflegen kann. Daher bin ich mehr als zufrieden und werde zu der RATL in zwei Jahren auf jeden Fall wieder kommen.“
Live-Demonstrationen als zentrales Element
Ein besonderer Fokus lag in diesem Jahr auf den praxisnahen Demoformaten. Neu war die Musterbaustelle Infrastruktur, die in Kooperation mit dem VDBUM und einem regionalen Gleisbauunternehmen entstand. Sie zeigte realitätsgetreu die Prozesskette des Gleisbaus und entwickelte sich zum Publikumsmagneten.
Auch viele Aussteller nutzten die Möglichkeit, eigene Live-Demonstrationen zu integrieren. Paula McCusker von Jürgen Kölsch erläuterte: „Die Live-Demonstrationen auf der RATL sind sehr wichtig für uns und unsere Kunden und machen definitiv einen Unterschied zu anderen Messen. Wir haben hier eine kleine Recyclingstraße mit Brecher, kleinem Förderband und Siebanlage aufgebaut.“
Benjamin Schraml von JCB ergänzte: „Für uns ist die RATL eine sehr gute Messe, weil sie aus der Praxis für die Praxis entstanden ist und für uns eine ideale Plattform bietet, um die JCB Produktfamilie von Klein bis Groß zu präsentieren.“
Auch Thomas Knapp, Vertriebsleiter bei Wacker Neuson Vertrieb Deutschland, zeigte sich zufrieden: „Die diesjährige RATL in Karlsruhe war für uns ein voller Erfolg. Besonders beeindruckt hat uns die hohe Qualität der Fachbesucherinnen und -besucher – hier war im Vergleich zur letzten Veranstaltung eine deutliche Steigerung spürbar.“
Ausblick auf die RATL 2027
Beate Frères, Bereichsleiterin Eigenmessen der Messe Karlsruhe, zog ein positives Fazit: „Mit der fünften Ausgabe der RATL an unserem Standort Karlsruhe haben wir eine besondere Werthaltigkeit erreicht. […] Bereits am letzten Messetag 2025 gaben zahlreiche Aussteller an, auch in der Ausgabe 2027 wieder mit dabei zu sein, darunter bedeutende Player der Branche wie JCB, Zeppelin, Wacker Neuson, Arjes und Doppstadt.“
Die nächste RecyclingAKTIV & TiefbauLIVE findet vom 3. bis 5. Juni 2027 erneut in der Messe Karlsruhe statt.
Fotos: Foto: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner / Jens Arbogast