Exoskelette verändern die Bauwelt

Die hTRIUS GmbH präsentierte auf der diesjährigen NordBau in Neumünster ihr Rücken-Exoskelett BionicBack. Das Unternehmen aus Horb am Neckar verfolgt damit das Ziel, ein drängendes Problem in Bau- und Handwerksberufen aufzugreifen: die hohe körperliche Belastung, die vielfach zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems führt. Vor dem Hintergrund steigender Ausfallzeiten und einer zunehmend angespannten Personalsituation sollen technische Unterstützungssysteme wie das BionicBack einen Beitrag leisten, Arbeitsbedingungen langfristig zu verbessern.
Funktionsweise und technische Besonderheiten
Das BionicBack ist als passives Exoskelett konzipiert, das ohne motorische Elemente arbeitet. Seine Konstruktion besteht aus einer leichten Rückenstruktur aus Hochleistungskunststoffen, die sich an die natürliche Bewegung anpasst. Das System wiegt rund 1,2 Kilogramm, ist in mehreren Größen erhältlich und so gestaltet, dass es sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden kann. Die ergonomische Gestaltung berücksichtigt Bewegungsfreiheit und Belüftung, während die reduzierten Kontaktflächen und die herausnehmbaren, waschbaren Polster den Tragekomfort im täglichen Einsatz erhöhen.
Das Exoskelett verfügt über zwei Modi, die auf unterschiedliche Arbeitssituationen zugeschnitten sind. Im dynamischen Modus unterstützt es vor allem Tätigkeiten mit häufigem Heben und Bewegen von Lasten, wie sie auf Baustellen oder in der Logistik vorkommen. Im statischen Modus entlastet es den Rücken bei längeren Arbeiten in vorgeneigter Haltung, beispielsweise im Garten- und Landschaftsbau oder bei handwerklichen Tätigkeiten, die dauerhaftes Bücken erfordern. Nach Angaben von hTRIUS kann das System die Rückenbelastung um bis zu dreißig Prozent verringern und die Ermüdung um bis zu sechsundachtzig Prozent reduzieren.

hTRIUS, BG Bau und die praktische Integration
Für Bau- und Handwerksbetriebe eröffnet die Einführung von Exoskeletten wie dem BionicBack neue Perspektiven im Bereich Arbeitsschutz und Ergonomie. Besonders hervorzuheben ist, dass die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) seit Kurzem auch Testphasen von Exoskeletten fördert. Damit erhalten Unternehmen die Möglichkeit, Systeme wie das hTRIUS BionicBack ohne finanzielles Risiko zu erproben.
Diese geförderten Pilotanwendungen stellen einen wichtigen Meilenstein dar, da sie praxisnahe Erfahrungen mit der Technologie ermöglichen und gleichzeitig den Erkenntnisgewinn für ergonomische Verbesserungen in der Arbeitsorganisation fördern.
Die Kombination aus gesundheitlicher Entlastung, organisatorischen Vorteilen und institutioneller Unterstützung könnte entscheidend sein, um die Akzeptanz und Verbreitung solcher Systeme in der Branche zu steigern. Gleichwohl bleibt es eine Herausforderung, Exoskelette in bestehende Abläufe zu integrieren und die Beschäftigten in der Nutzung zu schulen.

Ausblick und Perspektiven
Erfahrungen aus ersten Anwendungen zeigen, dass das BionicBack seine Stärken besonders bei wiederholten Hebe- und Bückvorgängen sowie bei Tätigkeiten mit statischen Körperhaltungen entfaltet. Anwender verweisen auf die leichte Bauweise, die schnelle Einsatzbereitschaft und die spürbare Entlastung im Alltag.
Für die Zukunft wird entscheidend sein, ob sich die Technologie über einzelne Pilotprojekte hinaus flächendeckend etabliert. Die Haltung kleiner und mittlerer Betriebe, die für das Bau- und Handwerk prägend sind, wird dabei eine ebenso wichtige Rolle spielen wie die weitere Entwicklung ergonomischer Standards und die arbeitsrechtliche Einbindung.
Langfristig könnte die Verbindung von technischer Innovation, betrieblicher Erprobung und institutioneller Förderung dazu führen, dass Exoskelette wie das BionicBack nicht nur als Hilfsmittel wahrgenommen werden, sondern zu einem selbstverständlichen Bestandteil sicherer und gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen im Baugewerbe avancieren.
Über hTRIUS
Die hTRIUS GmbH mit Sitz in Horb am Neckar entwickelt und produziert Exoskelette „Made in Germany“. Mit dem BionicBack hat das Unternehmen ein System geschaffen, das in verschiedenen Branchen wie Bau, Handwerk, Logistik oder Industrie eingesetzt werden kann. Das Exoskelett ist als durchgängige Hebe- und Tragehilfe ausgelegt und bietet insbesondere in Arbeitsbereichen mit hoher Rückenbelastung einen deutlichen Vorteil. Es soll Beschäftigte dabei unterstützen, ihre Tätigkeiten länger gesund und schmerzfrei auszuführen.




