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Rückbau einer Baustraße an der Ostflanke des Reichstags mit dem neuen FH 4 von der Firma Berliner Verkehrsleittechnik

Charly lässt grüßen

Im Schatten des Reichstags baut das Unternehmen Berliner Verkehrsleittechnik mit modernster Technik innerhalb kürzester Zeit eine Baustraße zurück 

Ein Anschläger hilft bei der akkuraten Verladung

Anfang November ist BLVT-Bausicherungsmonteur Markus Göbel frühmorgens mit seinem nagelneuen Volvo FH 4 an der Ostflanke des Reichstags auf dem Friedrich-Ebert-Platz vorgefahren, um die für eine inzwischen abgeschlossene Baumaßnahme ausgelegte Baustraße aus Stahlplatten wieder zurückzubauen. Letztlich eine Aufgabe, die weder für Fahrer Göbel noch für das Fahrzeug samt angebautem Fassi-F385-Ladekran eine wirkliche Herausforderung darstellt. Dennoch will sie zügig abgearbeitet werden. Einsätze wie dieser gehören zum Alltagsgeschäft von Göbel. Deshalb hat sein Arbeitgeber, die „Berliner VerkehrsLeitTechnik“ (BVLT), für diese Arbeiten ein darauf perfekt zugeschnittenes  Fahrzeug angeschafft.

BLVT, das ist ein Unternehmen, welches sich im Bundesland Berlin und seiner direkten Umgebung um Baustellen- und Verkehrssicherung kümmert und im Umfeld von Baumaßnahmen im Straßenbau Unterstützung in den Bereichen Planung und Beratung anbietet. Selbst komplexe Dienstleistungen wie das Erstellen eines Verkehrszeichenplans und dessen Umsetzung werden von BLVT realisiert. Zum Leistungsportfolio gehören unter anderem Fahrbahnmarkierungen, Verkehrs- und Baustellenabsicherungen, Aufstellen von Bauzäunen, Beschilderungen, oder Vermietung und Installation temporärer Ampelanlagen. Auch den Vertrieb unterschiedlichster Sicherheitselemente hat das Unternehmen übernommen.

„Drive by Fassi“ – ein System mit gewaltigem Potenzial

Das Drive-by-Fassi-System im Einsatz beim Aufladen von Stahlplatten
Keine Herausforderung für den F385 von Fassi: Die Stahlplatten haben ein Gewicht von lediglich 250 Kilogramm

Unterm Strich deckt BLVT damit eine Vielzahl an Aufgabenfeldern ab, bei denen für den unternehmerischen Erfolg eine möglichst effiziente Abarbeitung übernommener Aufgaben entscheidend ist. In diesem Lichte zu sehen ist neben dem im schmucken Grau lackierten Fassi F385RA e-dynamic am Fahrzeugheck ein weiteres Ausstattungsdetail des neuen BLVT-Trucks, das im Rahmen der üblicherweise anfallenden Arbeiten ein echtes Alleinstellungsmerkmal darstellt: das „Drive by Fassi“ (DbF)-System. Einstweilen gibt es so etwas nur im Kontext des im Bereich der Nutzfahrzeuge führenden Innovationstreibers Volvo und des in dieser Hinsicht in keiner Weise zurückstehenden Kranspezialisten Fassi aus Norditalien. Das System ermöglicht es, den Lkw in Schrittgeschwindigkeit mit Hilfe der Fassi-V7-Funkfernsteuerung zu rangieren, ohne am Steuer zu sitzen. Das alles geschieht nur mit einer Funkfernsteuerung, die den Volvo und den Fassi-Ladekran kontrolliert.

Das Drive-by-Fassi-System im Einsatz bei der BVLT
Ferngesteuert fährt der FH4 der Firma Berliner Verkehrsleittechnik ein Stück weit vor, um sodann die nächsten Stahlplatten aufzuladen

„In Deutschland bislang noch kaum bekannt, war es ein Stück weit einfach eine glückliche Fügung“, berichtet BVLT-Geschäftsführer Thomas Leder. „Weil wir mit unserem alten Truck mit Ladekran nicht mehr so wirklich zufrieden waren, hatten wir gerade begonnen, uns nach einem neuen Fahrzeug umzusehen. Das hat letztlich dazu geführt, dass uns unser Volvo-Vertriebspartner auf dieses bahnbrechende Feature und in diesem Zusammenhang auch auf die Firma Schönwetter aufmerksam gemacht hat. Das Konzept wird uns helfen, eine Menge Zeit zu sparen“, ist er überzeugt und versichert: „Das Ganze ist ein echter Meilenstein in der technischen Entwicklung.“

Mission accomplished by Charly

Technisch beruht das System auf zwei entscheidenden Komponenten: der sogenannten Exster-Schnittstelle und der elektrisch unterstützten Lenkunterstützung Volvo Dynamic Steering. Erstere, die von Fassi gemeinsam mit Volvo Trucks Italien entwickelte Exster-Schnittstelle (External Steering Remote Control), baut auf dem zuvor von beiden Unternehmen geschaffenen FX-Link auf. Sie dient dem bidirektionalen Datenaustausch. Somit können Kran und Lkw miteinander kommunizieren. Der Fahrer kann beispielsweise Informationen über den Betriebszustand des Krans direkt am Armaturenbrett des Lkws abrufen, oder aber Funktionen des Fahrzeugs wie etwa das Anlassen bzw. Abstellen des Motors direkt mit der Kranfernsteuerung veranlassen.

Display der Fassi-V7-Fernsteuerung mit Bedienhebeln
Die Fassi-V7-Fernsteuerung nimmt nicht nur den Kran, sondern mit diesem Menüpunkt auch den Lkw an die Leine

Die zweite Komponente des Systems, Dynamic Steering, ist eine Volvo-eigene Entwicklung. Bereits seit Jahren standardmäßiger Bestandteil der Volvo-FH-Reihe, greift diese elektrohydraulische Servolenkung dem Fahrer bei geringem Tempo derart spürbar unter die Arme, dass dieser bzw. diese kaum noch Kraft aufwenden muss, um das Lenkrad zu bewegen. Eindrücklich stellte der schwedische Konzern das in einem millionenfach geklickten Youtube-Video unter Beweis, in dem ein Hamster einen 15-Tonner der Marke durch einen spanischen Steinbruch steuerte. In einem am Steuer befestigten Hamsterrad laufend, musste der Nager namens Charly dazu nur einer ihm als Steuerbefehl vor die Nase gehaltenen Möhre folgen.

Fortschritt made in Italy – das „Drive by Fassi“-System

Beide Technologien zusammen ermöglichen nunmehr als „Drive by Fassi“ dem Kranführer, seinen Lkw mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Kilometern in der Stunde mithilfe der Fassi-V7-Funkfernsteuerung zu „fahren“, ohne dabei in der Kabine zu sitzen. Bei Jobs wie diesem ein Riesen-Fortschritt, wie Fahrer Göbel klarstellt: „Im Normalfall müsste ich ja spätestens nach dem Aufladen von fünf Stahlplatten erst einmal die Stützen einfahren, anschließend in die Kabine klettern, den Truck ein Stück weiter nach vorn fahren, wieder runtersteigen, die Stützen ausfahren, um dann nach dieser Prozedur die eigentliche Arbeit fortzusetzen. Fünf Platten später dann die gleiche Geschichte.“

BLVT-Bausicherungsmonteur Markus Göbel mit der komfortablen V7-Fernsteuerung von Fassi

„Das besondere an Drive by Fassi“ ergänzt Ralf Schmidtke, Kranspezialist beim für den Aufbau des Fassi F385 verantwortlichen Fahrzeugbauer Schönwetter: „ist nicht nur die Kombination der Funktionen der Fassi-Kransteuerung und Volvo-Fahrfunktionen in der Fassi-V7-Funkfernsteuerung, sondern auch der Umstand, dass damit Fahrzeugbauern und Kunden eine zuverlässige und ausgereifte Technologie an die Hand gegeben wird. Fassi und Volvo Trucks haben sie so konzipiert, dass sie bereits während der Herstellung des Fahrzeugs implementiert wird. Damit ist sie einsatzfertig „an Bord“, wenn der Truck beim Fahrzeugbauer eintrifft.“

Teamplayer gefragt

Bei all dem darf man natürlich auch nicht den Kran vergessen“, wendet Göbels Chef Leder ein. „Mit seiner enormen Reichweite von 16,60 Metern und der dann immer noch abrufbaren Tragkraft von 1,2 Tonnen ist der F385RA integraler Bestandteil des Fahrzeugkonzepts. Erst beides zusammen, ein leistungsstarker und äußerst präzise steuerbarer Kran und das neue Drive by Fassi bilden dieses hocheffektive Ganze. Das neue Fahrzeug“, zieht Leder ein erstes Resümee, „ist ein echter Gewinn. Nicht zuletzt deshalb, weil es hilft, unsere Mitarbeiter zu schonen. Denn auch das haben wir trotz aller Technik immer auf dem Radar: Das ganze Potenzial unserer Investition auszuschöpfen, ist nur mit entsprechend geschulten und bei der Arbeit höchst konzentrierten Mitarbeitern möglich.“

Der Volvo FH 4, ausgestattet mit dem bahnbrechenden Drive-by-Fassi-System
Aufladen der stählernen Baustraße auf der Rückseite des Reichstags