Der MB eActros 600 samt Auflieger fährt 124,7 Kilometer rückwärts

Am 4. Juni 2025 setzte Mercedes-Benz Trucks mit dem vollelektrischen eActros 600 ein außergewöhnliches Zeichen für alternative Antriebstechnologien: Auf der Motorsport Arena Oschersleben absolvierte der batterieelektrische Fernverkehrs-Lkw eine ununterbrochene Rückwärtsfahrt über eine Distanz von 124,7 Kilometern. Damit übertraf das Fahrzeug den bisherigen Guinness-Weltrekord aus dem Jahr 2020 – aufgestellt mit einem Diesel-Lkw in den USA – um rund 36 Kilometer.
Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 20 Stundenkilometern
Die Fahrt erfolgte unter anspruchsvollen Bedingungen: Der Rundkurs der Arena mit seinen 14 engen Kurven, ursprünglich für den Pkw-Rennsport ausgelegt, erforderte vom Fahrer höchste Präzision. Durchschnittlich mit etwa 20 km/h unterwegs, benötigte der eActros 600 für die Rückwärtsfahrt rund sechs Stunden und 22 Minuten. Die Strecke wurde gewählt, um gegenüber dem öffentlichen Straßenverkehr ein kontrollierteres Risiko zu gewährleisten.

Elektrisch rückwärts – auf öffentlicher Straße
Anschließend sorgte das Fahrzeug erneut für Aufsehen: Der eActros 600 absolvierte die rund 30 Kilometer lange Strecke zwischen Oschersleben und Halberstadt – vollständig rückwärtsfahrend, unter Polizeibegleitung und mit Auflieger.
Ziel war das neue Global Parts Center von Daimler Truck, wo der Einlauf unter Applaus der Anwesenden erfolgte. Vor Ort begrüßten unter anderem Daniel Szarata, Oberbürgermeister von Halberstadt, sowie Stefan Türk, Standortverantwortlicher, die Ankunft des Lkw.
Mit dem neuen Logistikzentrum, das am 10. Juli offiziell eröffnet wird, baut Mercedes-Benz Trucks eine zentrale Drehscheibe für seine weltweite Ersatzteilversorgung auf. Der Standort Halberstadt soll künftig rund 20 regionale Logistikzentren beliefern und nimmt damit eine Schlüsselstellung in der globalen Teileversorgung des Konzerns ein.
eActros Rekordfahrt mit Botschaft
Die spektakulären Rückwärtsfahrten stehen im Zeichen einer breiteren gesellschaftlichen Botschaft. Mercedes-Benz Trucks nutzt die öffentliche Aufmerksamkeit, um auf drei zentrale Themen hinzuweisen: Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs, Verkehrssicherheit und die gesellschaftliche Wertschätzung für Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer.
Der Initiator der Rekordfahrt, Marco Hellgrewe, ist Offizier bei der Bundeswehr und seit Jahren mit dem Thema Rückwärtsfahren im Lkw vertraut. Bereits 2008 hatte er einen ersten Rekord mit einem Diesel-Lkw aufgestellt. Den aktuellen Versuch mit dem eActros 600 führte er ebenfalls persönlich durch.
Am Steuer: Bundeswehr-Offizier Marco Hellgrewe
„Ich bin unglaublich stolz, dass ich gemeinsam mit Mercedes-Benz Trucks den Rekord wieder nach Deutschland geholt habe – und das weltweit erstmals vollelektrisch. Damit haben wir ein starkes Zeichen für die Zukunft alternativer Antriebe gesetzt“, so Hellgrewe.
„Die sehr lang andauernde Fahrt mit insgesamt 476 Kurven war eine enorme Kraftanstrengung – es war daher ausgesprochen hilfreich, dass der eActros 600 und seine Assistenzsysteme ein so komfortables Fahren ermöglichen. Mein Dank gilt Mercedes-Benz Trucks für die herausragende Unterstützung, die den neuen Rekord erst ermöglicht hat.“
Technologieeinsatz im Fokus
Rainer Müller-Finkeldei, Leiter des Bereichs Product Engineering bei Mercedes-Benz Trucks, hob insbesondere die technologische Dimension des Projekts hervor: „Marco Hellgrewes außergewöhnliche Fahrt im Dienste der Transformation hin zu alternativen Antrieben erzielt mit Sicherheit eine gewisse Signalwirkung für die Branche und die Gesellschaft“, betonte er.
„Rückwärtszufahren ist ein zentraler Bestandteil des Arbeitsalltags von Lkw-Fahrerinnen und Fahrern … Innovative Technologien wie unser Spiegelkamerasystem MirrorCam haben einen Anteil am Gewinn des Rekords.“
Das Spiegelkamerasystem MirrorCam trug durch Funktionen wie Weitwinkelmodus, Distanzlinien und die Integration in Assistenzsysteme zur Erhöhung der Sicherheit bei.
Stimmen der Kooperationspartner
Unterstützt wurde die Aktion unter anderem von den Initiativen PROFI – Pro Fahrer-Image e.V. und Blicki e.V., die sich für mehr gesellschaftliche Anerkennung des Fahrerberufs sowie für Verkehrserziehung bei Kindern einsetzen. Prof. Dr. Dirk Engelhardt, Vorstandsvorsitzender von PROFI – Pro Fahrer-Image e.V., unterstrich die gesellschaftliche Relevanz des Projekts: „Wir haben dieses Vorhaben sehr gerne unterstützt, weil es das Bewusstsein für die wichtige Rolle von Berufskraftfahrern in unserer Gesellschaft stärkt.“
Auch Dirk Hendler, Geschäftsführer des Vereins Blicki e.V., lobte die Wirkung der Aktion: „Dieses Projekt ist eine großartige Gelegenheit, um Kinder und Familien für Verkehrssicherheit zu sensibilisieren. Wir freuen uns, Teil davon zu sein.“
Der eActros 600 – ein Überblick
Der eActros 600 stellt das neue Flaggschiff unter den batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw von Mercedes-Benz Trucks dar. Die Typbezeichnung verweist auf die installierte Batteriekapazität von 621 kWh, verteilt auf drei Batteriepakete mit Lithium-Eisenphosphat-Technologie. Diese ermöglicht eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern unter realistischen Bedingungen mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht. Bei geeigneter Ladeinfrastruktur und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Pausenzeiten sind Tagesreichweiten von über 1.000 Kilometern erreichbar.
Die Baureihe ist für eine Laufleistung von bis zu 1,2 Millionen Kilometern über zehn Jahre ausgelegt. Technologisch wurde der eActros 600 mit einem neuen elektrischen Antriebsstrang und zahlreichen Assistenzsystemen ausgestattet, die sowohl den Fahrkomfort als auch die Sicherheit erhöhen sollen.
Infrastruktur als Engpass
Ein zentrales Hemmnis für den großflächigen Einsatz batterieelektrischer Nutzfahrzeuge bleibt die Ladeinfrastruktur. Laut aktuellen Schätzungen existieren in Europa derzeit weniger als 1.000 geeignete Ladepunkte für schwere Lkw. Daimler Truck begegnet dieser Herausforderung mit mehreren Initiativen. Dazu zählen der Aufbau eines eigenen halböffentlichen Ladenetzes mit über 3.000 Schnellladepunkten bis 2030 sowie das Joint Venture Milence, das bis 2027 rund 1.700 öffentliche Ladepunkte in Europa errichten will.
Zudem wurde mit der Initiative „Semi-Public Charging“ ein Modell entwickelt, bei dem Betriebshöfe ihre Ladeinfrastruktur externen Nutzern gegen Entgelt zugänglich machen können – eine Maßnahme, die insbesondere im Übergang zu einer umfassenden öffentlichen Ladeversorgung hilfreich sein könnte.
Ein Symbol für Wandel und Verantwortung
Mit der Kombination aus technischer Innovation, öffentlichkeitswirksamem Weltrekord und gezielter Kommunikation gesellschaftlicher Anliegen positioniert sich Mercedes-Benz Trucks einmal mehr als Vorreiter einer nachhaltigen Mobilitätswende im Schwerlastverkehr. Der eActros 600 fungiert dabei nicht nur als Fahrzeug der Zukunft, sondern auch als Träger einer Botschaft: Elektrische Antriebstechnologien sind leistungsfähig, alltagstauglich und können in Verbindung mit intelligenten Systemen einen Beitrag zu mehr Sicherheit, Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Anerkennung im Transportgewerbe leisten.