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Wären Frauen in der Landwirtschaft gleichberechtigt, wäre dies ein wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung von Hungersnot

Frauen in der Landwirtschaft

Bereits zum vierten Mal in Folge widmete sich BKT beim „Global Trends“ dem Thema „Frauen in der Landwirtschaft“. Die Entwicklung der Branche kann nicht ohne den Beitrag von weiblichen Arbeitskräften erfolgen. Das sollte sich auch in der Bezahlung widerspiegeln

Das Thema „Frauen in der Landwirtschaft“ und die damit verbundene Ungleichberechtigung in der Branche stand im Mittelpunkt der vierten Folge von „Global Trends“. Global Trends ist ein Format des BKT-Netzwerks, welches mit der Unterstützung von internationalen Experten und Gästen die wichtigsten Fragen der globalen Landwirtschaft untersucht.

Wie in vielen anderen Teilen des Arbeitsmarktes auch, machen Frauen weltweit einen großen Teil der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte aus. Dennoch sind sie häufig benachteiligt. Sie haben oft keinen angemessenen Zugang zu den wichtigen Ressourcen sowie Dienstleistungen wie beispielsweise Land, Kredite oder Ausbildung. Dieser Dissens hat entscheidende Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Entwicklung und damit auf die weltweite Nahrungsmittelproduktion.

Nachhaltiger Beitrag zur Bekämpfung von Hunger

Noch heute produzieren landwirtschaftliche Betriebe, die von Frauen geführt werden, bis zu einem Drittel weniger als die von Männern geführten. Das liegt nicht an mangelnder Fähigkeiten oder Erfahrung seitens der Frau, sondern ist auf ungleiche Bedingungen und Möglichkeiten zurückzuführen. Hätten Frauen auch hier dieselben Chancen und Möglichkeiten wie Männer, könnte sich die landwirtschaftliche Produktion um 30 Prozent steigern und 150 Millionen (!) Menschen mehr ernährt werden. Dies wäre eine wesentlicher Beitrag zur Bekämpfung von Hungersnot.

Wieviel Frauen arbeiten in der Landwirtschaft?

„In Europa liegt der Anteil der Frauen an der Belegschaft bei 42 %“, sagt Svetla Garbeshkova, CEO von Agro TV Bulgaria, einer Verlags- und Fernsehgruppe. „Darüber hinaus werden drei von zehn landwirtschaftlichen Betrieben von Frauen geführt. Dies sind sehr beachtliche Zahlen, die uns eine reale Vorstellung von dem großen Beitrag der Frauen zu dieser Branche vermitteln. Ohne ihre Beteiligung ist die Entwicklung der Landwirtschaft nicht denkbar. Ich glaube auch, dass Frauen einige Fähigkeiten und Eigenschaften nutzen können, die sie auszeichnen, wie die angeborene Neigung zu Kreativität, Belastbarkeit und Ehrgeiz, um die landwirtschaftliche Praxis zu verbessern. Und genau das ist in Bulgarien geschehen. Hier hat sich der Beitrag der in diesem Sektor tätigen Frauen als grundlegend für die weitere Entwicklung und Aufwertung der lokalen ländlichen Gebiete erwiesen. Deshalb halte ich es für wichtig, die rein männliche Wahrnehmung, die wir im Allgemeinen von der Landwirtschaft haben, über Bord zu werfen.“

Und auch Rekha Mehra, Gender Spezialistin und Ökonomin ist der gleichen Meinung. „Alles beginnt mit dem Vorurteil, dass ein Bauer per Definition ein Mann sein muss. Man denke nur daran, dass in einigen Ländern der Welt die Landwirtschaft die Hauptbeschäftigung unzähliger Frauen ist. Deshalb besteht der erste Schritt zur Änderung dieser Wahrnehmung darin, die in der Landwirtschaft tätigen Frauen sichtbar zu machen. Es müssen auch Maßnahmen ergriffen werden, um die Arbeitsbedingungen für Männer und Frauen gleich zu gestalten. Oft haben Frauen im Vergleich zu Männern größere Schwierigkeiten, Zugang zu grundlegenden Ressourcen und Instrumenten wie Krediten, Informationen und Technologie, Land und sogar Wasser und Saatgut zu erhalten. Aber die Ungleichheit zeigt sich auch bei den Löhnen. Mehrere Studien zeigen jedoch, dass die landwirtschaftliche Produktion in den Entwicklungsländern um bis zu 4 % steigen würde, wenn Frauen die gleichen Chancen und Arbeitsbedingungen hätten wie Männer. Das heißt, Millionen und Abermillionen Menschen würden weniger hungern.“

Amerika als Vorbild

Die USA holt bereits auf. Hier stellen die Frauen in der Landwirtschaft das am schnellsten wachsende demografische Segment des Landes dar. Diese Trendwende wird u.a. vom „Female Farmer Project“ von Audra Mulkern festgehalten und dargelegt. Ziel des Multiplattform-Projekts ist es, die Rolle der Frauen in den Gemeinden und in der Landwirtschaft im Allgemeinen durch den Austausch von Geschichten und Erfahrungen verschiedener weiblicher Protagonisten, die in diesem Sektor arbeiten, zu stärken.

„Das Female Farmer Project dokumentiert Frauen in der Landwirtschaft durch Fotos und Inhalte. Das Projekt will das Bewusstsein für den grundlegenden Beitrag weiblicher Arbeitskräfte in den Gemeinden und der Industrie schärfen. Kurzum, für mich geht es darum, die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft richtig darzustellen. Ich möchte sie  einladen, ihren so maßgeblichen Beitrag zu diesem Sektor zu feiern. Ich muss zugeben, dass wir an dieser Front ermutigende Fortschritte machen, zumindest was die Vereinigten Staaten betrifft. Wir können endlich feststellen, dass sich die Wahrnehmung der Frauen in der Landwirtschaft ändert, vor allem bei den neuen Generationen, die dazu neigen, die grundlegende Rolle der Frauen auch in diesem Bereich zu erkennen.“

Vielfalt als Wettbewerbsvorteil

Adrian Bell im Gespräch mit Audra Mulkern, Gründerin des „Female Farmer Projects“

Um diese Herausforderung zu meistern, bedarf es der richtigen Führung, die den Wandel des Unternehmens begleitet, indem nicht nur die Nachhaltigkeit ein Thema ist, sondern auch die Vielfalt der Belegschaft. Abschließend erklärt Lucia Salmaso, CEO von BKT Europe: „Ich weiß, wie schwierig es für eine Frau sein kann, in diesem Sektor erfolgreich zu sein. Vor allem, wenn es darum geht, leitende Positionen mit Entscheidungsbefugnis zu erreichen. Zwar hat sich die Situation im Vergleich zu früher verbessert, aber auch heute noch werden wir durch zahlreiche geschlechtsspezifische Vorurteile benachteiligt. Diese hindern uns daran, erfolgreiche Positionen zu erreichen. Dennoch kann Vielfalt ein echter Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein, der für Innovation und Wachstum unerlässlich ist, und dies gilt für alle Sektoren. Wir von BKT haben schon immer stark an die Themen Inklusion und Vielfalt geglaubt. Wir arbeiten daran, ein Umfeld zu schaffen, in dem jeder respektiert und unterstützt wird.“

Hier gibt es die gesamte Folge zu sehen: www.bkt-network.com/women-in-agriculture