Neue Technik zwischen Messeauftritt und industrieller Anwendung

Die bauma fungiert traditionell als Schaufenster für Entwicklungen im Bereich der Großmaschinentechnik, doch für Geräte wie den Cat Radlader 992 markiert sie lediglich eine Zwischenstation. Erst der Anlauf des regulären Einsatzes im Steinbruch entscheidet über den tatsächlichen Wert einer Investition dieser Größenordnung. So gelangte der rund 106 Tonnen schwere Radlader nach seinem Messeauftritt in Harburg in die Werkstatt des Unternehmens Märker und wurde dort vor Ort final montiert. Der anschließende Einsatz im Verbund mit der bestehenden Maschinenflotte erlaubt eine unmittelbare Beurteilung seiner Rolle innerhalb der Rohstoffgewinnung.
Geologische Besonderheiten und deren technische Konsequenzen
Märker fördert im süddeutschen Raum jährlich weit mehr als 1,6 Millionen Tonnen Kalkstein, der aufgrund seiner Entstehungsgeschichte im Nördlinger Ries eine heterogene Struktur aufweist. Der Meteoriteneinschlag vor rund 15 Millionen Jahren führte zu einer ausgeprägten Durchmischung der Auswurfmassen, was sich unmittelbar auf die Sprengtechnik, die Arbeit am Bohrloch sowie auf die maschinellen Abläufe auswirkt. Um Gesteinsschichten kontrolliert zu lösen und eine Homogenisierung des Materials zu erreichen, setzt das Unternehmen unter anderem eine Cat Raupe D11 ein, die mit ihrem Reißzahn Druck- und Zugbewegungen kombiniert. Diese Gegebenheiten bestimmen wiederum den anschließenden Materialumschlag.

Koordinierter Materialumschlag zwischen Radlader und Starrrahmenkipper
Der neue Cat 992 bedient mehrere Ladestellen, wobei die Entscheidungsgrundlage kontinuierlich von Analysen am Brecher geprägt wird. „Er wechselt immer wieder seine Ladeposition – die Vorgabe macht der Leitstandfahrer aufgrund der Materialzusammensetzung, die permanent vom Brecher aus analysiert wird“, erläutert Karl-Heinz Kurtz, Steinbruchmeister und seit vier Jahrzehnten im Betrieb tätig. Der Radlader übergibt anschließend knapp hundert Tonnen Kalkstein in wenigen Ladespielen an Cat Muldenkipper 777, die die interne Verladung übernehmen.
Mit der Anschaffung zusätzlicher Starrrahmenkipper der 777-Baureihe hat Märker den Materialtransport strukturell erweitert. Die Geräte überwinden Steigungen bis zu 15 Grad und Distanzen von bis zu einem Kilometer, weshalb die Fahrwege regelmäßig instand gehalten werden. Neben dem neuen Cat 992 ist ein weiteres baugleiches Modell im Einsatz, das nach der bauma 2022 in Betrieb ging. Ergänzt werden sie durch einen Hochlöffelbagger, der seit Mitte der 1990er Jahre das zusätzliche Abbaugebiet Bräunlesberg erschließt und damit die langfristige Rohstoffsicherung unterstützt.

Cat Technik und betriebliche Abläufe in der Instandhaltung
Da der Materialfluss auch am Wochenende gewährleistet sein muss, erfolgen Wartung und Instandhaltung in Zeitfenstern, die auf den kontinuierlichen Betrieb ausgelegt sind. Dies umfasst Sensortausch, Hydraulik- und Filterservice sowie umfangreiche Kundendienste. „Bei den großen Kundendiensten nach tausend Betriebsstunden unterstützen unsere Monteure der Niederlassung Ulm die Werkstatt, weil die durchzuführenden Arbeiten aufwendiger sind“, erklärt Joachim Steck, Serviceberater von Zeppelin. Die Planung solcher Eingriffe erfolgt mit Blick auf das Produktionsfenster, wie das Beispiel eines dreiwöchigen Stillstands der D11 während der Ofenrevision verdeutlicht.
Der rasche Fortschritt in der Großmaschinentechnik führt dazu, dass Fahrerinnen und Fahrer fortlaufend geschult werden. Dies gilt insbesondere bei Neugeräten wie Cat 992 und Cat 777, deren aktualisierte Antriebstechnik, überarbeitete Achsauslegung und gesteigerte Ausbrechkräfte höhere Produktivität ermöglichen. Für Märker bedeutet dies nicht nur eine technische Umstellung, sondern auch eine Anpassung des Know-hows im Betrieb.

Konstruktive Optimierungen am Lade- und Transportgerät
Um Verschleiß zu reduzieren und zugleich den Energieeinsatz zu senken, wurden Empfehlungen zur Anpassung der Ladeschaufel umgesetzt. Dies betrifft unter anderem einen verstärkten Seitenschutz und das Zahnsystem Advansys, dessen konisch ineinandergreifende Komponenten keine Kräfte auf Sicherungselemente übertragen.
„Grundsätzlich ist das Material wenig abrasiv. Zähne haben eine lange Haltbarkeit“, betont Joachim Steck. Aufgrund geringer Abnutzung wurde erstmals zudem auf eine ausgekleidete Mulde verzichtet, was eine Gewichtsersparnis von sechs Tonnen und damit messbare Effekte auf die transportierte Menge pro Zyklus sowie den Kraftstoffverbrauch mit sich bringt. „Es ist eine Stellschraube, die wir geändert haben, die es aber in sich hat“, erläutert Robin Minkenberg, Verkaufsrepräsentant der Niederlassung Ulm.

Abstimmungsprozesse vor der Investition
Vor der Beschaffung neuer Großgeräte finden detaillierte Abstimmungen zwischen Betreiber, Produktmanagement und Hersteller statt. „Es gab ein Vorgespräch, in dem wir die grobe Richtung festgelegt haben. Dann wurde an den Details gefeilt. Im Vorfeld muss viel abgestimmt werden – nicht nur mit dem Kunden, sondern auch mit unserem Produktmanagement und mit Caterpillar. Schließlich sollte der Radlader auch auf der bauma, der größten Messe der Branche, zu sehen sein. Und so galt es, die Bestellung fristgerecht zu terminieren“, so Robin Minkenberg. Im Anschluss konnte der Transport nach Messeschluss organisiert und damit der Übergang vom Präsentationsbetrieb in den produktiven Einsatz vollzogen werden.
Zeppelin Baumaschinen GmbH
Die Zeppelin Baumaschinen GmbH fungiert seit 1954 als Vertriebs- und Servicepartner von Caterpillar in Deutschland und ist innerhalb des Zeppelin Konzerns die größte Gesellschaft. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.941 Mitarbeiter und erzielte 2024 einen Umsatz von etwa 1,19 Milliarden Euro. Das Portfolio umfasst Caterpillar Baumaschinen unterschiedlicher Einsatzgewichte sowie zugehörige Dienstleistungen wie Wartung, Beratung und Finanzierung. Der Service wird bundesweit über 35 Standorte organisiert, der Unternehmenssitz befindet sich in Garching bei München.
Fotos: Zeppelin




