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LR 11000 Duo im spektakulären Einsatz

Brückentausch an der A42: Raupenkrane im Tandemhub

Zwei Raupenkrane vom Typ Liebherr LR 11000 heben Brückensegment
Durchgefädelt: Zum Ablegen der Stahlstruktur musste sie zwischen beiden Raupenkranen hindurch manövriert werden. Dabei musste der blaue LR 11000 gleichzeitig mehrere Meter mit Last verfahren

Im Rahmen eines anspruchsvollen Infrastrukturprojekts entlang der Autobahn A42 zwischen Bottrop und Essen wurden zwei Liebherr Raupenkrane des Typs LR 11000 für den Austausch einer in die Jahre gekommenen Rohrbrücke eingesetzt. Die Konstruktion, die eine wichtige Verbindung zwischen regionalen Raffinerien und dem Tanklager Bottrop darstellt, überspannt sowohl die A42 als auch die Emscher und war statisch wie funktional nicht mehr auf dem Stand der Technik. Die neue Lösung: eine moderne, aus Stahl gefertigte Brückenkonstruktion.

Präzisionseinsatz unter engen Bedingungen

Zur Bewältigung der komplexen logistischen und technischen Anforderungen beauftragte die Wasel GmbH ein Team von insgesamt sieben Liebherr Kranen, darunter neben den beiden 1.000-Tonnen-Raupenkranen LR 11000 auch Mobil- und Gittermastkrane in unterschiedlichen Leistungsklassen.

Die Koordination erfolgte unter der Leitung von Projektleiter Viktor Hein, der die Maßnahme in zwei wesentliche Phasen gliederte: die Anlieferung und Vormontage der neuen Brückenelemente sowie den Rückbau der alten Betonbrücke und den anschließenden Einhub der neuen Konstruktion.

Zwei Raupenkrane vom Typ Liebherr LR 11000 heben Brückensegment
Freie Fahrt: Auf der gesperrten A42 werden die neuen Brückensegmente auf SPMTs zum Montageplatz gefahren

LR 11000 im Tandemhub: Zentimetergenaue Ablage der Stahlsegmente

Die beiden LR 11000 kamen zunächst bei der Entladung der neuen Brückensegmente zum Einsatz, die über den Rhein-Herne-Kanal angeliefert wurden. Die Bauteile wogen jeweils rund 220 Tonnen, waren 71 Meter lang und mussten mit höchster Präzision per Tandemhub aus dem Schiff gehoben werden. Die Krane arbeiteten dabei im Rüstzustand SL11DBV mit Auslegerlängen von 96 bzw. 84 Metern. Zur Stabilisierung trugen jeweils 130 Tonnen Zentralballast, 250 Tonnen Drehbühnenballast sowie 450 bzw. 340 Tonnen Derrickballast bei.

Während das erste Segment millimetergenau zwischen den beiden LR 11000 durchgeführt und auf einer vorbereiteten Fläche abgelegt wurde, konnte das zweite Segment mit einer einfacheren Rückwärtsbewegung direkt positioniert werden. Kranfahrer Florian Lauschke beschreibt die Herausforderungen des Einsatzes so: „Die Krane haben hervorragend funktioniert – so wie man es von Liebherr kennt.“

Zwei Raupenkrane vom Typ Liebherr LR 11000 heben Brückensegment
Im Korsett: Um einen Kollaps der alten Betonsegmente zu vermeiden, werden sie beim Abbau in eine Stahlstruktur gehüllt

Rückbau und Neueinbau im engen Zeitfenster

Der zweite Projektabschnitt beinhaltete die Demontage der alten Brückenkonstruktion sowie den Einhub der neuen Elemente. Einer der beiden LR 11000 wurde dafür zunächst abgebaut, auf einem Transportweg über die A42 rund einen Kilometer verfahren und an der Einsatzstelle wieder montiert – diesmal mit einem 72 Meter langen Hauptausleger. Die bestehende Rohrbrücke bestand aus vier Betonelementen, deren statische Integrität beim Heben durch zusätzliche Stahlkorsetts gesichert wurde.

Zeitgleich wurden die vormontierten Stahlsegmente mit SPMT-Fahrwerken über die gesperrte Autobahn zur Einbaustelle verfahren. Dank der hohen Tragfähigkeit und der strukturellen Flexibilität der LR 11000 konnte der Einhub präzise und zügig erfolgen. Viktor Hein zieht ein positives Fazit: „Die beiden 1.000-Tonner haben über die ganze Einsatzdauer durch ihre hohe Tragfähigkeit aber auch durch ihre Agilität überzeugt.

Durch die bedien- und montagefreundliche Bauweise konnten wir einen der beiden innerhalb kürzester Zeit vom Vormontageplatz auf die Montagefläche über die Autobahn umsetzen. Dass die LR 11000 selbst ohne Ballastpalette Lasten bis 240 Tonnen präzise und sicher heben konnten, hat den Ablauf des Projekts erheblich beschleunigt. Die geplante Projektdauer von fünf Tagen konnte zwei Tage früher abgeschlossen werden.“

Zwei Raupenkrane vom Typ Liebherr LR 11000 heben Brückensegment
Zwei anstelle von vier: Zwei Stahlsegmente ersetzen vier Betonteile über die Autobahn A42 und den Fluss Emscher

Planung, Fertigung und Logistik als Erfolgsgaranten

Die neuen Stahlsegmente wurden von der Schone & Bruns GmbH & Co. KG in Meppen gefertigt und über diverse Wasserwege zur Baustelle transportiert. Die enge Zusammenarbeit zwischen Hersteller, Logistikpartnern und Montageunternehmen war laut Projektleiter Günther Lohaus entscheidend: „Ziel war eine möglichst kurze Sperrung der Autobahn. Durch die enge Zusammenarbeit mit Wasel, ein detailliertes Logistik- und Montagekonzept und zuverlässige Liebherr Krane konnten wir das Zeitfenster sogar unterschreiten.“

Beteiligte Unternehmen im Überblick

Wasel GmbH

Mit Hauptsitz in Bergheim sowie weiteren Standorten in Nordrhein-Westfalen und Berlin gehört die Wasel GmbH zu den führenden Dienstleistern im Bereich Schwerlastlogistik. Neben dem Betrieb eines umfangreichen Fuhr- und Geräteparks – darunter über 700 Einheiten – fungiert das Unternehmen auch als Werkshändler für Liebherr Turmdrehkrane. Über 400 Fachkräfte realisieren Projekte für Auftraggeber aus Industrie, Petrochemie und weiteren Branchen.

Zwei Raupenkrane vom Typ Liebherr LR 11000 heben Brückensegment
Teamwork: (V.l.n.r.) Florian Lauschke (Wasel GmbH), Günther Lohaus (Schone + Bruns GmbH und Co. KG), Viktor Hein, Daniel Decker (beide Wasel GmbH)

Hagedorn Unternehmensgruppe

Die Hagedorn Unternehmensgruppe, zuständig für den Rückbau der alten Brückenkonstruktion, zählt zu den größten Abbruchunternehmen weltweit. Das Unternehmen mit Sitz in Gütersloh erwirtschaftete im Jahr 2024 eine Gesamtleistung von über 515 Millionen Euro und beschäftigt über 2.000 Mitarbeiter.

Liebherr-Werk Ehingen GmbH

Das Liebherr-Werk in Ehingen ist weltweit führend in der Entwicklung und Fertigung von Mobil- und Raupenkranen. Das Portfolio reicht von 35-Tonnen-Kranen bis zu Gittermastkranen mit bis zu 3.000 Tonnen Traglast. Im Jahr 2024 erzielte das Werk mit rund 5.000 Beschäftigten einen Umsatz von 3,19 Milliarden Euro.

Fazit

Das Projekt an der A42 zeigt eindrucksvoll, wie durch detaillierte Planung, präzise Krantechnik und reibungslose Koordination selbst komplexeste Bauvorhaben effizient und mit hoher Sicherheit realisiert werden können. Der Einsatz der beiden LR 11000 spielte dabei eine zentrale Rolle – sowohl in logistischer als auch in technischer Hinsicht.